Musch und Tiger
Miss Ganz Eigen und ihr Sprössling

Musch auf der Fensterbank    

Eigentlich sollte sie Angelique heißen, ich fand den Namen damals cool - meine Mutter nicht, die nannte sie Muschi, was ich zeimlich daneben fand - also wurde Musch daraus. Durch die schlechte Erfahrung mit ihrer Vorgängerin Blacky durfte sie nicht nach draußen. Sie hat es denn doch einmal geschafft, als sie rollig war und bald danach hatte ich fünf Katzen. Eine große, vier kleine - alle in meinem Zimmer - das war recht spaßig. Als die Kleinen in ihre Entdeckerphase kamen hatte ich Katzen überall. Aucu auf einem kleinen Bücherregal an der Wand - mir ist bis heute nicht klar wie sie da hinauf kamen, sie saßen oben - alle vier und haben geschrien was das Zeug hält, bis ich sie runtergeholt habe.
Im Bett - die drei Mädels auf der Decke - während der kleine Kater, Tiger hieß er, seine Zähne und Krallen an meinen Beinen unter der Decke ausprobiert hat. Ihn habe ich denn auch behalten, er war der letzte des Wurfs und wir hatten Bedenken ob er's überleben würde - aus dem kleinen Schwächling wurde letztendlich ein stattlicher 8-Kilo-Kater. Er war die einzige andere Katze mit der Musch sich je vertragen hat. Allerdings gab es auch nicht viele Menschen, die ihr sympathisch waren und meist beruhte das auf Gegenseitigkeit - deshalb Miss Ganz Eigen.
Ihre große Liebe waren kleine Diebereien - Trockenfutter im Schälchen - nee nich mit ihr - die Packung, ein wenig aufgerissen und irgendwo versteckt, war nach einiger Zeit leer. Sie hat meiner Mutter, aus der Pfanne auf dem Herd, bruzelnde Hackfleischbällchen geklaut. Auch gefrorener Fisch war nicht sicher und schon gar keine Schnitzel in einer Sporttasche.
Das hat sich zugetragen, als ich, mit meinen Katzen - Musch und Tiger, bei meinem späteren Ehemann in die WG eingezogen bin. Wir hatten Schnitzel eingekauft um diese am selben Abend zu braten nur mußten wir nochmal kurz weg und wollten die Schnitzel nicht im Gemeinschaftskühlschrank aufbewahren - könnten ja von jemand anderem gegessen werden - kam vor. Also die Schnitzel in die Tasche und den Reißverschluß zu. Als wir ca. 10 - 15 Minuten später wiederkamen war die Tasche offen, die Schnitzel waren ausgepackt und verzehrt. Nun hatten wir zwei zufriedene Katzen und knurrende Bäuche.
Auch an Portionskaffeesahne hat Musch ihre Findigkeit unter Beweis gestellt. Wir hatten einen Karton mit eben diesen Kaffeesahneteilen in der Vorratskammer und eines Abends, als wir von der Arbeit nach Hause kamen, lagen, in der Wohnung verteilt, ettliche dieser Plastikteile - leer - mit jeweils 2-3 kleinen Löchern im Deckel. Musch hatte die Deckel mit den Zähnen gelöchert, die Teile auf die Seite gedreht und kam so problemlos an die Kaffeesahne. Wir konnten dies anhand eines ausgelegten Köders beobachten.
So manches Mal war ich mir nicht sicher, habe ich Katzen oder Karnickel - wer von beiden es war weiß ich nicht genau, vermute aber eher Tiger. Eines Tages ging mein Plattenspieler nicht mehr - das Kabel war direkt hinter dem Stecker durchgenagt. Auch so manche Pflanze mußte ihr Leben lassen. Eine große und dichte Scheffleria bekam plötzlich gelbe Blätter, die dann abfielen und nichts was wir versucht haben konnte dem ein Ende bereiten. Es waren zwei Stämme, sie waren an einem Pflanzstab befestigt. Als genügend Blätter abgefallen waren konnten wir sehen daß beide Stämme durchgenagt waren.
    Tiger durchstreift sein Revier
Auch Tiger war vom Dieben recht angetan, nur war er direkter. Mein Sohn, zu jener Zeit noch ein Kleinkind, konnte unbewacht kein Wurstbrot essen. Tiger klaute im die Wurst vom Brot - aus der Hand.
Auch Erwachsene mußten aufpassen - sich von einem gefüllten Teller abwenden - ging nicht.
Lebensmittel offen liegenlassen - keine Chance. Selbst Dosenpfirsiche waren vor Tiger nicht sicher. Er mochte seltsamerweise Süßes, nagte gern an Holz, ließ sich genüßlich auf der Waschmaschine im Schleudergang durchschaukeln und zerrupfte mit Vorliebe Styropor. Eine Vorliebe die ihn das Leben kostete.
Tiger hatte offensichtlich und unüberhörbar Schmerzen im Bauch. Wir konnten uns das nicht erklären, fanden allerdings eine angeknabberte Styropor-Eierschachtel. Zum damaligen Zeitpunkt wußten wir nicht wie tückisch das Zeug ist, hatten aber keinen anderen Anhaltspunkt für seinen Zustand und sind mit ihm direkt zum Tierarzt. Doch es war nichts zu machen - er starb am Nachmittag des 22. Oktober 1983, im Alter von 6½ Jahren.
Ein Rat von mir an alle Katzenhalter: Wenn sich die Mietze (auch jedes andere Tier) zu Styropor hingezogen fühlt - das Zeug aus der Wohnung verbannen oder zumindest unerreichbar aufbewahren.

Tiger und Sohnemann (ca. 9-10 Monate alt)    
Musch war durch Tigers Tod nicht halb so geknickt wie wir. Was sie viel mehr tangierte, war die Anwesenheit eines anderen Stubentigers. Ein halbwüchsiger schwarzer Kater, den wir aus dem Tierheim geholt hatten. Ihm folgten noch zwei weitere Katzen, doch das ist eine andere Geschichte.
Nach etwa 12 Jahren mit Musch dachte ich, ich könnte es versuchen sie nach draußen zu lassen. Es war unglaublich wie sie sich dadurch verändert hat, sie ist richtig aufgeblüht wurde allerdings auch etwas wilder. Einen Wermutstropfen allerdings gab es für sie - es kam ein kleiner Kater (auch das eine andere Geschichte) ins Haus und nach etwa einem Jahr verschwand sie spurlos.

zurück zur Übersicht

intro | start | home | exhome | drachen | fantasy | startrek | galerie | allerlei | gästebuch | gelinkt